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Georg Büchner
LEONCE UND LENA

Lustspiel

Fotos link

Besetzung:
Regie/Ausstattung:
Dramaturgie:
musikal. Einstudierung:
Regieassistenz:
Karl Georg Kayser
Annelene Scherbaum
Christian Keul
Janina Wolf
LEONCE UND LENA

König Peter - Stefan Gille | Prinz Leonce - Michael Köckritz | Prinzessin Lena - Franziska Endres | Valerio - Sascha Oliver Bauer | Die Gouvernante - Franziska Knetsch | Rosetta - Regina Leitner | Präsident d. Staatsrats/Hofmeister u.a. - Peter Meyer | 1. Staatsrat/1. Polizist u.a. - Daniel Sempf | 2. Staatsrat/2. Polizist u.a. - Florian Federl | Volk - alle



Stück:

Im kleinen, eher beschränkt aufgeklärten Königreich Popo sitzen die Bienen träg an den Blumen. Der Sonnenschein liegt faul auf dem Boden, und Prinz Leonce wird vor vollendete Tatsachen gestellt: Der König will ihn mit Prinzessin Lena vom Königreich Pipi verheiraten.

Doch die Ehe mag der Prinz nicht eingehen. Er fl üchtet mit dem arbeitsscheuen Valerio nach Italien. Unterwegs treffen sie Lena und deren Gouvernante. Ohne zu wissen wer sie sind, verlieben sich Prinz und Prinzessin ineinander.

Und noch während die hungernden Bauern in Popo gezwungen werden, eine Hochzeitszeremonie einzustudieren, tauchen vier Gestalten an den Grenzen des Landes auf...



Bekannt wurde der 1813 im hessischen Goddelau geborene Georg Büchner als 20-jähriger Gießener Student durch die Veröffentlichung des „Hessischen Landboten“, einer revolutionären Flugschrift, die die politischen Verhältnisse im feudalen Großherzogtum Hessen anprangerte und ihm eine steckbriefliche Verfolgung einbrachte.

Das 1836 in Straßburg entstandene, aber erst 1895 in München uraufgeführte Lustspiel „Leonce und Lena“ unterscheidet sich stark von Büchners anderen Werken „Dantons Tod“, „Lenz“ und „Woyzeck“. Die Leichtigkeit und die märchenhaften Züge sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Dramatiker auch ein ernsthaftes gesellschaftskritisches Anliegen verfolgte.

Georg Büchner starb 1837 im Alter von nur 23 Jahren in Zürich, wo er zuletzt als Privatdozent lebte.


Pressestimmen:

Marburger Neue Zeitung

Moderne Inszenierung von Büchners „Leonce und Lena“ begeistert das Publikum

Spitzfindiger Wortwitz, brillante schauspielerische Leistungen und ein überraschend vielseitiges Bühnenbild – davon haben sich die Besucher der Premiere von "Leonce und Lena" im Marburger Landgrafenschloss begeistern lassen. Die Komödie von Georg Büchner ist kein leichtes Lustspiel, sondern eine scharfe Kritik an der Kleinstaaterei des Deutschen Bundes und der Hohlheit des Adels. Die Zuschauer drückten ihre Begeisterung für die moderne Inszenierung von Karl Georg Kayser durch minutenlangen Applaus aus.

„Mein Leben gähnt mich an wie ein großer weißer Bogen Papier, den ich voll schreiben soll, aber ich bringe keinen Buchstaben heraus“, so sinniert Leonce, Prinz von Popo, im ersten Akt über Lebenssinn und Langeweile. Der Prinz soll nach dem Willen seines Vaters eine ihm unbekannte Prinzessin heiraten und das Geschäft des Königs übernehmen. Gelangweilt vom Leben und nicht willens, sich diesen Plänen zu beugen, beschließt er mit seinem Kumpan und Müßiggänger Valerio nach Italien zu fliehen.

Auch Prinzessin Lena beschließt die Flucht vor der arrangierten Ehe. Mit ihrer Gouvernante reist sie ebenfalls nach Italien und begegnet dort dem Prinzen. Beide verlieben sich ineinander, ohne zu wissen wer sie sind. Auch aus Valerio und der Gouvernante wird ein Paar. Zu viert kehren sie wieder in das Königreich zurück, wo Leonce und Lena als „Automaten“ verkleidet getraut werden. Nach der Zeremonie nehmen beide die Masken ab und erkennen, dass sie der schicksalhaften arrangierten Verbindung nicht entrinnen konnten. Beide akzeptieren ihr Los.

Die hervorragend besetzten Schauspieler überzeugten das Publikum mit ihrer ausgezeichneten Darstellung. Michael Köckritz (Leonce) und Franziska Endres (Prinzessin Lena) zogen die Zuschauer mit ihrem abwechslungsreichen Spiel und den facettenreichen Charakteren in ihren Bann. Stefan Gille, als König Peter, demonstrierte eindrucksvoll den gelangweilten und dennoch überaus wichtigen Regenten, der ständig begleitet wird von dem vornehm näselnden Präsidenten (Peter Meyer). Regina Leitner (Rosetta) spielt überzeugend die emotional aufgewühlte Geliebte von Leonce, bis dieser sich gelangweilt von ihr abwendet. Daniel Sempf und Florian Federl begeisterten in ihren Rollen als Hofprediger, Schulmeister, Staatsräte und Polizisten. Mit großem komödiantischen Talent spielte Franziska Knetsch die Gouvernante, und Sascha Oliver Bauer brillierte in der vielschichtigen Rolle als Valerio. Sogar als Sänger überzeugten die Schauspieler, die dabei meisterhaft von Christian Keul am Keyboard begleitet wurden. Für überraschende Effekte sorgte das beeindruckende Bühnenbild, dessen ungewöhnliche Spielmöglichkeiten fantasievoll genutzt wurden. Die Zuschauer erlebten im Foyer und Fürstensaal die anregende und abwechslungsreiche Inszenierung eines ewig aktuellen Stücks zwischen Romantik und Revolution. Die Zuschauer drückten ihre Begeisterung für die moderne Inszenierung von Karl Georg Kayser durch minutenlangen Applaus aus.




Oberhessische Presse

Lustspiel und Satire aus einem Guss

Mit Wortspielereien und einem vor Ideen überschäumenden Bühnenbild geriet die Premiere von „Leonce und Lena“ am Samstag im Fürstensaal zum Erfolg.

Marburg. Georg Büchners angebliches Lustspiel ist in Wahrheit eine bitterböse Satire auf die Politik, auf das Denken und die vergebliche Suche nach einem Lebensinn. Karl Georg Kayser lässt in seiner Inszenierung den Prinzen Leonce mit einer Flasche Sekt in der Hand über Langeweile reden und klug philosophieren. Der Prinz trifft in Valerio, der stets müßig geht, auf einen Gleichgesinnten: „Warum kann ich mir nicht wichtig werden?“, will Leonce wissen, belustigt und verzweifelt zugleich. Er soll eine Prinzessin heiraten, die er noch nie gesehen hat. In Valerio findet Leonce einen Verbündeten, der mit ihm nach Italien druchbrennt.

Auch Prinzessin Lena hat wenig Lust, einen Unbekannten zu ehelichen. Sie träumt von der wahren Liebe und flieht in Begleitung ihrer langnasigen Gouvernante ebenfalls gen Süden.

In Italien begegnen sich zwei und zwei und bilden neue Paare: Valerio und die Gouvernante mögen sich. Und auch Leonce und Lena finden Gefallen aneinander, nicht wissend, dass ihre Heirat ja längst beschlossene Sache ist. Alle vier kehren ins Königreich zurück, das Prinzenpaar als mechanische Puppen verkleidet. Erst als sie nach der Trauung ihre Masken abnehmen, erkennen sie, dass der Versuch, aus dem vorbestimmten Leben auszubrechen, gescheitert ist.

Die Leistungen der Darsteller sind makellos, die Typen stimmig besetzt. Der bierernste König (Stefan Gille), der beschließt, sich am Tag der Hochzeit „so zu freuen, „volle zwölf Stunden lang“) überzeugt ebenso wie der kräftigst näselnde Präsident (Peter Meyer) und Franziska Knetsch, die ihr komödiantisches Talent mit allerlei Grimassen als Gouvernante genussvoll ausspielen kann. Auch Sascha Oliver Bauer zeigt als Valerio die hohe Kunst, mal mit enthusiastischem Körpereinsatz und mal mit minimalen Gesten und Augenaufschlag größtmöglichen Eindruck zu hinterlassen. Regina Leitner gibt sich lasziv als Prinzenfreundin Rosetta, bis er sie abservieren lässt. Michael Köckritz (Leonce) und Franziska Endres (Lena) geben ein so bezauberndes wie facettenreiches Pärchen ab. Daniel Sempf und Florian Federl glänzen nicht weniger in den kleineren Rollen als Polizisten, Staatsräte, Schulmeister und Hofprediger. Das Tüpfelchen auf dem i setzt Daniel Keul am Klavier.

von Christine Krauskopf




Gießener Anzeiger

Freche Komödie voller Überraschung

15.02.2010 - MARBURG

Hessisches Landestheater präsentiert "Leonce und Lena" als blasierte Wohlstandskinder

Klaus- J. Frahm. "Ich habe Langeweile, weil ich dich liebe. Aber ich liebe meine Langeweile, wie dich. Ihr seid eins", sagt Leonce - von Michael Köckritz in unnachahmlicher Blasiertheit dargestellt - zu seiner Mätresse Rosetta, die Regina Leitner mit viel Spielfreude zur einzigen tragischen Figur des Stücks macht.

Das einzige Lustspiel aus der Feder Georg Büchners, "Leonce und Lena", hatte Premiere am Hessischen Landestheater Marburg. Regisseur Karl Georg Kayser hat dem Stück, das lange von der Literaturwissenschaft missachtet wurde und das häufig von Schultheatern inszeniert wird, eine Verjüngungskur verpasst. Diese gibt dem Werk die ganze Schärfe, die Ironie und den revolutionären Geist zurück, die es schon in der betulichen Biedermeierzeit seiner Entstehung hatte.

Im kleinen Königreich Popo herrscht König Peter, von Stefan Gille als fast aufgeklärter Monarch gekonnt in Szene gesetzt. Seinen Sohn möchte der König mit Prinzessin Lena vom Königreich Pipi verheiraten, die Franziska Endres als erlebnishungriges Wohlstandskind überzeugend auf die Bühne bringt. Die beiden Königskinder denken aber nicht daran, sich dem elterlichen Diktat zu beugen und fliehen jeweils nach Italien.

Mit Valerio, den Sascha Oliver Bauer als typischen Kleinkriminellen mit ideologisch verbrämtem Hang zur Faulheit spielt, hat Leonce einen treuen Begleiter, der bekennt: "Ich habe eine ungeheure Ausdauer in der Faulheit". Lena hat als Gegenpart zum modernen Nichtstuer die unternehmungslustige Gouvernante - von Franziska Knetsch gespielt - als Begleitung.

Darsteller singen SchlagerDie Bühne im Fürstensaal des Landgrafenschlosses ist ein Swimmingpool, der auch als Spiel- und Lustwiese gute Dienste tut. Die Darsteller spielen mit unverkennbarem Spaß. Kayser lässt seine Darsteller zu vielen Szenen passende Schlager singen, begleitet von Christian Keul an einer Elektroorgel. So macht das Ensemble des Landestheaters aus dem betulich gewordenen Klassiker eine schnelle, freche Komödie voller Überraschungen. Kurzweilig und bissig inszeniert wird das als romantisches Märchen getarnte Stück zu einer Boulevardkomödie, die das alte Klagelied über die Faulheit und Nichtsnutzigkeit der Jugend gekonnt auf die Schippe nimmt und dabei eine ordentliche Portion Gesellschaftskritik transportiert.

Leonce und Lena am hessischen Landestheater Marburg ist eine rundum empfehlenswerte Aufführung.




marbur news

Müßiggang in Popo

"Leonce und Lena" feiert Premiere im Fürstensaal

13.02.2010 - atn

Im Fürstensaal des Landgrafenschlosses feierte "Leone und Lena" am Freitag (12. Februar) seine Premiere in der Inszenierung von Karl Georg Kaiser. Eine Auswahl überzeugender Schauspieler bot in etwa zwei Stunden eine abwechslungsreiche und an vielen Stellen lustige Vorstellung. Die erste Szene des Stückes wurde im Foyer des Fürstensaals dargeboten.

Die Geschichte von Leonce und Lena ist schnell erzählt und wahrscheinlich größtenteils bekannt. Der dem Müßiggang verschriebene Prinz Leone, gespielt von Michael Köckritz, will weder König werden noch heiraten. Als der Tag der arrangierten Ehe jedoch immer näher rückt, flieht er mit seinem Kumpan Valerio nach Italien. Unterwegs machen sie die Bekanntschaft zweier Damen. Eine davon ist Prinzessin Lena, gespielt von Franziska Endres. Sie soll ebenfalls mit einem Unbekannten vermählt werden und befindet sich deswegen mit ihrer Gouvernante ebenfalls auf der Flucht nach Italien. Georg Büchner lässt sich die beiden ineinander verlieben und wie in einem schönen Märchen geht das ganze am Ende trotz etlicher Verwirrungen gut aus.

Das Team des Hessischen Landestheaters Marburg hat einige Facetten dieser auf den ersten Blick sehr einfachen Geschichte gut herausgespielt. Einige Darsteller taten sich dabei besonders hervor. Stefan Gille als König Peter von Popo, spielte einen von Unsicherheit geplagten König, der am liebsten den ganzen Tag philosophiert, obwohl er scheinbar einen begrenzten Intellekt hat. Hat er sich jedoch einmal etwas vorgenommen, dann muss das auch geschehen. So hatte er die Hochzeit seines Sohnes Leonce geplant und wollte sich an diesem Tag auch freuen und seinem Volk etwas Gutes tun. Einige Zeit versucht König Peter angestrengt, dynamisch-enthusiastische Gesten auf die Bühne zu zaubern. Aber an dieser Stelle bog sich nur das Publikum vor Lachen.

Der eigentliche Herr im Königreich ist der Präsident des Staatsrates und Hofmeister, gespielt von Peter Meyer. Diese Rolle und ihre Besetzung war einer der Höhepunkte dieser Premierenfeier. Zunächst sehr zurückhaltend und verklemmt zeigt sich der Präsident jedoch als Mann, der den König geschickt zu lenken weiß. Er tritt meist zusammen mit dem 1. und 2. Staatsraat, Daniel Sempf und Florian Federl in Erscheinung. Meyer benutzt die Körpersprache in dieser Rolle mit großem Können. Auch seine besondere, nasale Art zu sprechen, ist ein Ohrenschmaus für die Zuschauer und gleichzeitig einer der großen Spaßfaktoren in diesem Stück.

Eine weitere ebenso lustige wie gekonnte Rolle spielte Franziska Knetsch als Prinzessin Lenas Gouvernante. Mit ihrem Kernsatz "Is’ nich’ schlimm" wedelt die Dame bemüht um die quirlige Prinzessin herum, tröstet Heiratsängste, gibt bei Kummer gute Ratschläge und freut sich schließlich herzliche über das Liebesglück ihres Schützlings. Sie selbst geht aber auch nicht leer aus, sondern verliebt sich in den anfangs doch eher pöbelhaften Valerio.

Valerios Rolle wurde von Sascha Oliver Bauer gespielt. Bauer hat im Marburger Theater schon in etlichen Rollen überzeugt. Auch diese füllte er sehr gut aus, auch wenn die Inszenierung ihm nicht viel Raum für Feinsinnigkeiten lies. Valerio ist eben ein etwas lauter Lebemensch, der zwar die Arbeit scheut, gegen einen guten Posten jedoch nichts einzuwenden hätte. Er ist quasi der Negativantrieb von Prinz Leonce, mit dem er sich auch häufigen Wortgefechten liefert.

Prinz Leonce hat ein eher sensibles Naturell und steht dem Sinn des Lebens sehr kritisch gegenüber. Seiner Meinung tun Menschen viele Dinge aus reinster Langeweile. Seine eigenen Beziehung zu Rosetta, gespielt von Regina Leitner, pflegt er aus dem gleichen Grund. Erst die Begegnung mit Prinzessin Lena bringt hier eine Veränderung.

Köckritz spielte den unruhigen Geist Prinz Leonces mit viel Energie. Gleiches gilt für Endres in der Rolle von Prinzessin Lena. An etlichen Stellen fehlte dem Stück jedoch der Tiefgang, der zu Beginn noch greifbar schien. Etwas zu häufig plätschert die Handlung zwischen krampfhaftem Humor und nicht sehr überzeugender Verzweiflung und weiß das Publikum nicht recht in seinen Bann zu ziehen.

Anika Trebbin - 13.02.2010

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